Subject
when Vladimir Nabokov and other Russian emigrants lived here ...
(fwd)
(fwd)
From
Date
Body
From: Sandy P. Klein <spklein52@hotmail.com>
[1x1.gif] Tagesspiegel online
[1x1.gif]
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/12.02.2003/433782.asp
„MEINE HAUPTDARSTELLERIN IST DIE LIEBE“
Antonio Skármeta, Chiles Botschafter und weltberühmter
Schriftsteller, verlässt Berlin. Ein Gespräch zum Abschied
In einem Tagesspiegel-Interview, das wir vor fĂĽnfzehn Jahren gefĂĽhrt
haben, schwärmten Sie von Berlin. Heute verlassen Sie Berlin nicht
nur als Schriftsteller, sondern als erster Botschafter Chiles in der
neuen alten Hauptstadt. Hat sich Ihre Perspektive geändert?
Meine Perspektive hat sich insofern geändert, als die Stadt sich
geändert hat. Aus meiner Sicht ist Berlin dazu verdammt, ein Symbol
zu sein. In den dreiĂźiger Jahren war es ein Symbol der ungeheuren
und destruktiven Macht der Nazi-Bewegung, die zum Zweiten Weltkrieg
fĂĽhrte. Berlin wurde als eine schreckliche Stadt angesehen, eine
Stadt, die unter der Macht dieser Bewegung stand, die die ganze Welt
verwundet hat. Nach dem Krieg blieb dann das geteilte Berlin ĂĽbrig.
West-Berlin, wohin mich das Sch! icksal brachte, war damals ein
Fetzen der westlichen Welt, mitten in einem Land, wo der sogenannte
realexistierende Sozialismus praktiziert wurde.
Sie erlebten West-Berlin als die typische Insel...
Es war typisch und ungewöhnlich zugleich. West-Berlin behauptete
sich als eine Stadt, in der alle Freiheiten voll ausgelebt werden
konnten, es war wie ein Leuchtschild fĂĽr all das, was eine
Gesellschaft sein konnte, wenn die Individuen totale Freiheit
genieĂźen. Ich erinnere mich an die ewigen Studenten, die die Kneipen
mit ihren Gesprächen und ihrem Zigarettenrauch füllten. Sie
interessierten sich fĂĽr fremde Revolutionen und solidarisierten sich
mit dem Kampf für die Demokratie in weit entfernten Ländern. Es war
die goldene Zeit der Philharmonie und der SchaubĂĽhne. Ich empfand
dies als Ausländer und Schriftsteller als außerordentlich angenehm.
In einer dritten Phase, nach dem Fall der Mauer wird Berlin dann zum
Symbol einer neuen Welt, die nach de! m Ende der Bipolarität und des
Kalten Krieges aufgebaut wird.
Und wie gelingt dieser Bau?
Heute will die ganze Welt wissen, was in diesem Epizentrum passiert
und passieren wird. Ich glaube, dass alle Kulturen und
Volkswirtschaften des ehemaligen Ostens in Berlin einmĂĽnden. Sie
werden mit ihren Menschen, ihren Traditionen, ihren Ethnien Berlin
verändern und sie werden Berlin auf eine andere Art und Weise wieder
aufbauen. Berlin wird eine viel kosmopolitischere Stadt sein, viel
wirrer, viel gemischter. Zur Zeit sieht man noch die Baukräne, man
hört den Lärm und man spürt die wirtschaftliche Krise, weil der
Sprung von einer subventionierten Stadt zur Hauptstadt Deutschlands
sehr groĂź ist.
FĂĽr die Berliner selbst dominieren im Moment noch die
Krisensymptome.
Aber Berlin ist ein Projekt, das sehr erfolgreich werden kann – und
dies werden wir in den nächsten zehn Jahren sehen. Berlin hat für
viele Menschen auf der ganzen Welt! immer noch die gleiche Magie wie
in den zwanziger Jahren, als Vladimir Nabokov und andere russische
Emigranten hier lebten, als Christopher Ischerwoods „Good bye to
Berlin“, später Vorlage für den Film „Cabaret“, geschaffen wurde.
Das neue Regierungsviertel und der Potsdamer Platz bilden eine Insel
der Zukunft, die aber von einem Meer der Vergangenheit umgeben wird.
Mit dem Meer der Vergangenheit meine ich die schön renovierten
repräsentativen Gebäude in Berlin Mitte, aber auch zum Beispiel den
Hackeschen Markt, den Prenzlauer Berg, die heute an die Boheme der
zwanziger Jahre erinnern. Berlin ist durchaus attraktiv als ein
Mythos der Vergangenheit – und der Zukunft.
Sehen Sie Berlin schon als europäische Kulturhauptstadt?
In Berlin und allgemein in Deutschland werden groĂźartige Literatur,
Kino und Theater geschaffen, aber meistens nur fĂĽr Deutsche.
Deutschland ist ein sehr auf sich zentriertes Land, dies hat mit
seiner Geschichte zu tun,! mit seinem tragischen Wiederaufbau. Es
gibt Ausnahmen wie Wim Wenders, dessen Filme „Der Himmel über
Berlin“ oder „Buenavista Social Club“ weltbekannt wurden, aber
ansonsten gibt es keinen deutschen Umberto Eco oder Gabriel GarcĂa
Márquez.
Deutschland hat immerhin einen noch fast frischen Nobelpreisträger.
Ja, GĂĽnter Grass und auch Hans Magnus Enzensberger werden in vielen
Ländern anerkannt und bewundert, doch eher von Minderheiten.
Dasselbe passiert mit der deutschen Musik, mit dem deutschen Rock
oder dem Jazz. Die Deutschen, nicht nur in Berlin, sind sehr
weltoffen, ihre Kultur ist groĂźartig, aber in dieser Kultur steckt,
anders als in den angelsächsischen oder romanischen Kulturen auch
etwas Hermetisches.
Ihre Bücher, Herr Skármeta, sind in mehr als 25 Sprachen übersetzt
worden. Ihr letzter Roman, „Das Mädchen mit der Posaune“, handelt
von der Zeit in Chile unmittelbar vor dem Sieg Allendes, aber neben
dem Ges! ellschaftlichen ist immer wieder die Liebe Ihr groĂźes,
eigentliches Thema.
Ja. Die Liebe ist die treibende Kraft und mein wesentliches Thema,
und der Grund dafĂĽr ist ganz einfach und kein Geheimnis: Von meinen
ersten Kurzgeschichten bis zu meinem letzten Roman ist die Liebe die
Antwort meiner Figuren auf eine Situation, eine Erfahrung, ein
GefĂĽhl, dass die Welt ein tragischer Ort ist, dass sie verwundbar
sind und umgeben von Gefahren, von Tod und Vernichtung. Durch die
Liebe leben die Menschen flĂĽchtig zusammen und bilden sich ein, dass
das Leben Sinn macht und dass ein bisschen Glück möglich ist.
Deswegen ist die Liebe die Hauptdarstellerin aller meiner
Erzählungen und Romane. Die glückliche Liebe, die unglückliche, die
gemischte...
Warum ist die Hauptfigur dieses Buches eine Frau und warum schreiben
Sie in erster Person? „Das Mädchen mit der Posaune“ ist aus Ihrer
Generation und sie stammt so wie Sie aus einer Familie von Emigrant!
en aus Dalmatien, so dass man denken könnte, sie ist Ihr weibliches
Alter Ego. Ist es eine besondere Herausforderung fĂĽr einen Mann, wie
eine Frau zu schreiben?
Überhaupt nicht. Es gibt viele Romane, viele Erzählungen von
männlichen Autoren, die von einer Frau erzählt werden. Die Sprache
als Weg zur Welt ist allgemeingĂĽltig, und bei einer Trennung
zwischen einer weiblichen und einer männlichen Sprache kann es sich
nur um Schattierungen handeln. Und auch wenn das Geschlecht so
wichtig wäre, mein Gott!, der Mann stammt selber von einer Frau, er
hat die Schwester, er hat die Freundin, die Tochter, er hat die
Geliebte, er hat die Frauen, von denen er träumt und die er nie
erreicht hat, es gibt die Frauen, die er nie gekannt hat. Er ist
umgeben von einer weiblichen Welt, die ihn reizt und zu der sein
Instinkt ihn fĂĽhrt. Es ist also nicht verwunderlich, dass jemand,
der in einer Welt voll mit Liebe und Verehrung fĂĽr die Frau lebt,
eine weibliche Figur als Er! zählerin wählt.
Ist ein Roman für Sie dann auch eine imaginäre Autobiographie?
Ich bin als Autor in das Mädchen mit der Posaune verliebt. Ich bin
einer aus ihrer Clique und bin immer in ihrer Nähe und meine
Beziehung zu ihr ist voller Zuneigung und Liebe, also ist es gar
nicht schwierig, eine weibliche Rolle zu schreiben. Aber sie ist
kein weibliches Alter Ego. Sie ist eine Frau, so wie sie ist, und
der Autor, der ihr die Stimme gibt, ist jemand, der ihr sehr nah
steht. Nicht mehr und nicht weniger.
„Das Mädchen mit der Posaune“ ist das zweite Buch einer Trilogie.
Wann werden wir das dritte Buch lesen können, und was machen Sie,
wenn Sie als Diplomat nun wieder zum Dichter werden?
Ich habe die erste Version des erwähnten Romans, der diesmal in New
York spielt, schon fertig, und wenn alles gut läuft, wird das Buch
Ende 2003 erscheinen. Zu der zweiten Frage kann ich sagen, dass ich
die drei Jahre des diplom! atischen Dienstes in Berlin genossen
habe, aber schon darauf brenne, wieder zur Literatur, auch zum Kino
und Fernsehen, als meiner eigentlichen Berufung zurĂĽckzukehren. Ich
glaube, dass der kreative Charakter, den der Präsident Chiles meiner
Mission geben wollte, während dieser Jahre als Diplomat in Berlin
deutlich geworden ist. Jetzt ist es Zeit, sich zurĂĽckzuziehen, und
ich werde wie frĂĽher in Santiago de Chile leben.
Das Gespräch führte Maria Rosa Zapata de Polensky.
================================
Machine Translation:
"MY HAUPTDARSTELLERIN IS THE LOVE"
_ Antonio Skármeta, Chile Ambassador and world-famous writer, leave
Berlin. A discussion to the parting
In a daily mirror interview, which we led before fifteen years, you
schwaermten from Berlin. Today you leave Berlin not only as writers,
but as first Ambassadors Chiles in the new old capital. Did your
perspective change?
My perspective changed in as much as the city changed. From my view
Berlin is condemned to be a symbol. In the thirties it was a symbol
of the tremendous and destructive power of the Nazi movement, which
led to the Second World War. Berlin was regarded as a terrible city,
a city, which stood under the power of this movement, which wounded
the whole world. After the war then divided Berlin remained. West
Berlin, where the fate brought me, was at that time a Fetzen of the
western world, in the middle in a country, where so-called
material-existing socia! lism was practiced.
They experienced West Berlin as the typical island...
It was typically and unusually at the same time. West Berlin
maintained ground as a city, in which all liberties could be
realized fully, it was like a warn label for all what a society
could be, if the individuals enjoy total liberty. I remember the
eternal students, who filled the taverns with their discussions and
their cigarette smoke. They were interested in stranger revolutions
and solidarized with the fight for the democracy in countries
removed far. It was the golden time of the Philharmonic Concert
Halls and the stagestage stage. I felt this as a foreigner and
writer as extraordinarily pleasant. In a third phase, after the case
of the wall Berlin becomes then the symbol of a new world, which is
developed after the end of the bipolarity and the cold war.
And how does this building succeed?
Today the whole world wants to know, wha! t will happen in this
epizentrum happened and. I believe that all cultures and national
economies of the former east lead into Berlin. They will change with
their humans, their traditions, its Ethnien Berlin and them will
become Berlin in another way again to construct. Berlin will be a
much kosmopolitischere city, many more confused, many more mixed. At
present one sees still the construction cranes, one hears the noise
and one feels the economic crisis, because the jump from a
subsidized city is very large to the capital of Germany.
For the citizens of Berlin dominate for the moment still the crisis
symptoms.
But Berlin is a project, which can become very successful - and we
will see this in the next ten years. Berlin has the same magic as in
for many humans in the whole world still the twenties, when Vladimir
Nabokov and other Russian emigrants lived here, than Christopher
Ischerwoods "Good bye ton Berlin" was created, late collecting main
fo! r the film "Cabaret". The new area of government administration
and the Potsdamer place form an island of the future, which will
surround however by a sea of the past. With the sea of the past I
mean the beautifully reconditioned representative buildings in
Berlin center, in addition, for example the chopping ashes market,
the Prenzlauer mountain, which reminds today of the Boheme of the
twenties. Berlin is quite attractive as a myth of the past - and the
future.
Do you already see to Berlin as European culture capital?
In Berlin and in Germany great literature, and theatres are
generally created cinema, but mostly only for Germans. Germany is a
country very much centered on itself, this has with its history to
do, with its tragic reconstruction. There are exceptions such as Wim
of wenders, whose films became "the sky over Berlin" or "Buenavista
Social club" world well-known, but otherwise gives it to no German
Umberto Eco or Gabriel Gar! cĂa Márquez.
Germany has nevertheless a still nearly fresh Nobelpreistraeger.
Yes, Guenter Grass and also Hans Magnus Enzensberger are recognized
and admired in many countries, but rather by minorities. The same
happens with the German music, with the German skirt or the jazz.
The Germans, not only in Berlin, are much world open, their culture
are great, but is in this culture, differently than also somewhat
hermetic in the anglo-saxon or romanischen cultures.
Her books, Mr. Skármeta, were translated into more than 25
languages. Her last novel, "the girl with the trombone", acts of the
time in Chile directly before the victory Allendes, but beside the
social one again and again the love is your large, actual topic.
Yes. The love is the driving strength and my substantial topic, and
the reason for it is completely simple and no secret: From my first
kurzgeschichten to my last novel the lov! e is the answer of my
figures to a situation, an experience, a feeling the fact that the
world is a tragic place that they are vulnerable and surrounds by
dangers, by death and destruction. By the love humans live together
volatilely and imagine themselves that the life makes sense and that
a little luck is possible. Therefore the love is the
hauptdarstellerin of all of my narrations and novels. The lucky
love, the unfortunate, the mixed...
Why is the main figure of this book a woman and why writes you in
first person? "the girl with the trombone" is from your generation
and it originates like that as you from a family from emigrants from
Dalmatien, so that one could think, it is its female age Ego. Is it
a special challenge for a man, to write how a woman?
Not at all. There are many novels, many narrations of male authors,
who are told by a woman. The language as way to the world is
generally accepted, and with a separation betwee! n a female and a
male language it can concern only shades. And even if the sex were
so important, my God!, man comes of Mrs., it has sister, it has
friend, who daughter, it the loving, it has has the women, about
whom he dreams and whom it never reached, it gives the women, whom
it never knew. It is surrounded by a female world, which provokes it
and to that his instinct it leads. It is thus not amazing that
someone, which lives in a world fully with love and admiration for
the woman selects a female figure as Erzaehlerin.
Is a novel for you then also an imaginary autobiography?
I am as an author into the girl with the trombone fall in love. I am
one out their clique and am always in their proximity and my
relationship with their am full affection and love, therefore it is
not at all difficult to write a female role. But it is not female
age Ego. She is a woman, like that as her is, and the author, who
gives it the voice, is someone, which! stands for it very near. No
more and not less.
"the girl with the trombone" is the second book of a Trilogie. When
will we be able to read the third book, and which you make, if you
become as a diplomat now again the poet?
I have the first version of the mentioned novel, which plays this
time in New York, already finished, and if everything runs well, the
book will appear end of 2003. To the second question I can say that
I enjoyed the three years of the diplomatic service in Berlin, but
on it already burn, again to the literature, also to the cinema and
television to return as my actual appointment. I believe the fact
that the creative character, which the president of Chile wanted to
give to my mission, while these years as a diplomat in Berlin became
clear. Now it is time to withdraw itself and I will live like in
former times in Santiago de Chile.
The discussion led Maria rosa Zapata de Polensky. !
_______________________________________________________________________________________
MSN 8 with e-mail virus protection service: 2 months FREE*
[1x1.gif] Tagesspiegel online
[1x1.gif]
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/12.02.2003/433782.asp
„MEINE HAUPTDARSTELLERIN IST DIE LIEBE“
Antonio Skármeta, Chiles Botschafter und weltberühmter
Schriftsteller, verlässt Berlin. Ein Gespräch zum Abschied
In einem Tagesspiegel-Interview, das wir vor fĂĽnfzehn Jahren gefĂĽhrt
haben, schwärmten Sie von Berlin. Heute verlassen Sie Berlin nicht
nur als Schriftsteller, sondern als erster Botschafter Chiles in der
neuen alten Hauptstadt. Hat sich Ihre Perspektive geändert?
Meine Perspektive hat sich insofern geändert, als die Stadt sich
geändert hat. Aus meiner Sicht ist Berlin dazu verdammt, ein Symbol
zu sein. In den dreiĂźiger Jahren war es ein Symbol der ungeheuren
und destruktiven Macht der Nazi-Bewegung, die zum Zweiten Weltkrieg
fĂĽhrte. Berlin wurde als eine schreckliche Stadt angesehen, eine
Stadt, die unter der Macht dieser Bewegung stand, die die ganze Welt
verwundet hat. Nach dem Krieg blieb dann das geteilte Berlin ĂĽbrig.
West-Berlin, wohin mich das Sch! icksal brachte, war damals ein
Fetzen der westlichen Welt, mitten in einem Land, wo der sogenannte
realexistierende Sozialismus praktiziert wurde.
Sie erlebten West-Berlin als die typische Insel...
Es war typisch und ungewöhnlich zugleich. West-Berlin behauptete
sich als eine Stadt, in der alle Freiheiten voll ausgelebt werden
konnten, es war wie ein Leuchtschild fĂĽr all das, was eine
Gesellschaft sein konnte, wenn die Individuen totale Freiheit
genieĂźen. Ich erinnere mich an die ewigen Studenten, die die Kneipen
mit ihren Gesprächen und ihrem Zigarettenrauch füllten. Sie
interessierten sich fĂĽr fremde Revolutionen und solidarisierten sich
mit dem Kampf für die Demokratie in weit entfernten Ländern. Es war
die goldene Zeit der Philharmonie und der SchaubĂĽhne. Ich empfand
dies als Ausländer und Schriftsteller als außerordentlich angenehm.
In einer dritten Phase, nach dem Fall der Mauer wird Berlin dann zum
Symbol einer neuen Welt, die nach de! m Ende der Bipolarität und des
Kalten Krieges aufgebaut wird.
Und wie gelingt dieser Bau?
Heute will die ganze Welt wissen, was in diesem Epizentrum passiert
und passieren wird. Ich glaube, dass alle Kulturen und
Volkswirtschaften des ehemaligen Ostens in Berlin einmĂĽnden. Sie
werden mit ihren Menschen, ihren Traditionen, ihren Ethnien Berlin
verändern und sie werden Berlin auf eine andere Art und Weise wieder
aufbauen. Berlin wird eine viel kosmopolitischere Stadt sein, viel
wirrer, viel gemischter. Zur Zeit sieht man noch die Baukräne, man
hört den Lärm und man spürt die wirtschaftliche Krise, weil der
Sprung von einer subventionierten Stadt zur Hauptstadt Deutschlands
sehr groĂź ist.
FĂĽr die Berliner selbst dominieren im Moment noch die
Krisensymptome.
Aber Berlin ist ein Projekt, das sehr erfolgreich werden kann – und
dies werden wir in den nächsten zehn Jahren sehen. Berlin hat für
viele Menschen auf der ganzen Welt! immer noch die gleiche Magie wie
in den zwanziger Jahren, als Vladimir Nabokov und andere russische
Emigranten hier lebten, als Christopher Ischerwoods „Good bye to
Berlin“, später Vorlage für den Film „Cabaret“, geschaffen wurde.
Das neue Regierungsviertel und der Potsdamer Platz bilden eine Insel
der Zukunft, die aber von einem Meer der Vergangenheit umgeben wird.
Mit dem Meer der Vergangenheit meine ich die schön renovierten
repräsentativen Gebäude in Berlin Mitte, aber auch zum Beispiel den
Hackeschen Markt, den Prenzlauer Berg, die heute an die Boheme der
zwanziger Jahre erinnern. Berlin ist durchaus attraktiv als ein
Mythos der Vergangenheit – und der Zukunft.
Sehen Sie Berlin schon als europäische Kulturhauptstadt?
In Berlin und allgemein in Deutschland werden groĂźartige Literatur,
Kino und Theater geschaffen, aber meistens nur fĂĽr Deutsche.
Deutschland ist ein sehr auf sich zentriertes Land, dies hat mit
seiner Geschichte zu tun,! mit seinem tragischen Wiederaufbau. Es
gibt Ausnahmen wie Wim Wenders, dessen Filme „Der Himmel über
Berlin“ oder „Buenavista Social Club“ weltbekannt wurden, aber
ansonsten gibt es keinen deutschen Umberto Eco oder Gabriel GarcĂa
Márquez.
Deutschland hat immerhin einen noch fast frischen Nobelpreisträger.
Ja, GĂĽnter Grass und auch Hans Magnus Enzensberger werden in vielen
Ländern anerkannt und bewundert, doch eher von Minderheiten.
Dasselbe passiert mit der deutschen Musik, mit dem deutschen Rock
oder dem Jazz. Die Deutschen, nicht nur in Berlin, sind sehr
weltoffen, ihre Kultur ist groĂźartig, aber in dieser Kultur steckt,
anders als in den angelsächsischen oder romanischen Kulturen auch
etwas Hermetisches.
Ihre Bücher, Herr Skármeta, sind in mehr als 25 Sprachen übersetzt
worden. Ihr letzter Roman, „Das Mädchen mit der Posaune“, handelt
von der Zeit in Chile unmittelbar vor dem Sieg Allendes, aber neben
dem Ges! ellschaftlichen ist immer wieder die Liebe Ihr groĂźes,
eigentliches Thema.
Ja. Die Liebe ist die treibende Kraft und mein wesentliches Thema,
und der Grund dafĂĽr ist ganz einfach und kein Geheimnis: Von meinen
ersten Kurzgeschichten bis zu meinem letzten Roman ist die Liebe die
Antwort meiner Figuren auf eine Situation, eine Erfahrung, ein
GefĂĽhl, dass die Welt ein tragischer Ort ist, dass sie verwundbar
sind und umgeben von Gefahren, von Tod und Vernichtung. Durch die
Liebe leben die Menschen flĂĽchtig zusammen und bilden sich ein, dass
das Leben Sinn macht und dass ein bisschen Glück möglich ist.
Deswegen ist die Liebe die Hauptdarstellerin aller meiner
Erzählungen und Romane. Die glückliche Liebe, die unglückliche, die
gemischte...
Warum ist die Hauptfigur dieses Buches eine Frau und warum schreiben
Sie in erster Person? „Das Mädchen mit der Posaune“ ist aus Ihrer
Generation und sie stammt so wie Sie aus einer Familie von Emigrant!
en aus Dalmatien, so dass man denken könnte, sie ist Ihr weibliches
Alter Ego. Ist es eine besondere Herausforderung fĂĽr einen Mann, wie
eine Frau zu schreiben?
Überhaupt nicht. Es gibt viele Romane, viele Erzählungen von
männlichen Autoren, die von einer Frau erzählt werden. Die Sprache
als Weg zur Welt ist allgemeingĂĽltig, und bei einer Trennung
zwischen einer weiblichen und einer männlichen Sprache kann es sich
nur um Schattierungen handeln. Und auch wenn das Geschlecht so
wichtig wäre, mein Gott!, der Mann stammt selber von einer Frau, er
hat die Schwester, er hat die Freundin, die Tochter, er hat die
Geliebte, er hat die Frauen, von denen er träumt und die er nie
erreicht hat, es gibt die Frauen, die er nie gekannt hat. Er ist
umgeben von einer weiblichen Welt, die ihn reizt und zu der sein
Instinkt ihn fĂĽhrt. Es ist also nicht verwunderlich, dass jemand,
der in einer Welt voll mit Liebe und Verehrung fĂĽr die Frau lebt,
eine weibliche Figur als Er! zählerin wählt.
Ist ein Roman für Sie dann auch eine imaginäre Autobiographie?
Ich bin als Autor in das Mädchen mit der Posaune verliebt. Ich bin
einer aus ihrer Clique und bin immer in ihrer Nähe und meine
Beziehung zu ihr ist voller Zuneigung und Liebe, also ist es gar
nicht schwierig, eine weibliche Rolle zu schreiben. Aber sie ist
kein weibliches Alter Ego. Sie ist eine Frau, so wie sie ist, und
der Autor, der ihr die Stimme gibt, ist jemand, der ihr sehr nah
steht. Nicht mehr und nicht weniger.
„Das Mädchen mit der Posaune“ ist das zweite Buch einer Trilogie.
Wann werden wir das dritte Buch lesen können, und was machen Sie,
wenn Sie als Diplomat nun wieder zum Dichter werden?
Ich habe die erste Version des erwähnten Romans, der diesmal in New
York spielt, schon fertig, und wenn alles gut läuft, wird das Buch
Ende 2003 erscheinen. Zu der zweiten Frage kann ich sagen, dass ich
die drei Jahre des diplom! atischen Dienstes in Berlin genossen
habe, aber schon darauf brenne, wieder zur Literatur, auch zum Kino
und Fernsehen, als meiner eigentlichen Berufung zurĂĽckzukehren. Ich
glaube, dass der kreative Charakter, den der Präsident Chiles meiner
Mission geben wollte, während dieser Jahre als Diplomat in Berlin
deutlich geworden ist. Jetzt ist es Zeit, sich zurĂĽckzuziehen, und
ich werde wie frĂĽher in Santiago de Chile leben.
Das Gespräch führte Maria Rosa Zapata de Polensky.
================================
Machine Translation:
"MY HAUPTDARSTELLERIN IS THE LOVE"
_ Antonio Skármeta, Chile Ambassador and world-famous writer, leave
Berlin. A discussion to the parting
In a daily mirror interview, which we led before fifteen years, you
schwaermten from Berlin. Today you leave Berlin not only as writers,
but as first Ambassadors Chiles in the new old capital. Did your
perspective change?
My perspective changed in as much as the city changed. From my view
Berlin is condemned to be a symbol. In the thirties it was a symbol
of the tremendous and destructive power of the Nazi movement, which
led to the Second World War. Berlin was regarded as a terrible city,
a city, which stood under the power of this movement, which wounded
the whole world. After the war then divided Berlin remained. West
Berlin, where the fate brought me, was at that time a Fetzen of the
western world, in the middle in a country, where so-called
material-existing socia! lism was practiced.
They experienced West Berlin as the typical island...
It was typically and unusually at the same time. West Berlin
maintained ground as a city, in which all liberties could be
realized fully, it was like a warn label for all what a society
could be, if the individuals enjoy total liberty. I remember the
eternal students, who filled the taverns with their discussions and
their cigarette smoke. They were interested in stranger revolutions
and solidarized with the fight for the democracy in countries
removed far. It was the golden time of the Philharmonic Concert
Halls and the stagestage stage. I felt this as a foreigner and
writer as extraordinarily pleasant. In a third phase, after the case
of the wall Berlin becomes then the symbol of a new world, which is
developed after the end of the bipolarity and the cold war.
And how does this building succeed?
Today the whole world wants to know, wha! t will happen in this
epizentrum happened and. I believe that all cultures and national
economies of the former east lead into Berlin. They will change with
their humans, their traditions, its Ethnien Berlin and them will
become Berlin in another way again to construct. Berlin will be a
much kosmopolitischere city, many more confused, many more mixed. At
present one sees still the construction cranes, one hears the noise
and one feels the economic crisis, because the jump from a
subsidized city is very large to the capital of Germany.
For the citizens of Berlin dominate for the moment still the crisis
symptoms.
But Berlin is a project, which can become very successful - and we
will see this in the next ten years. Berlin has the same magic as in
for many humans in the whole world still the twenties, when Vladimir
Nabokov and other Russian emigrants lived here, than Christopher
Ischerwoods "Good bye ton Berlin" was created, late collecting main
fo! r the film "Cabaret". The new area of government administration
and the Potsdamer place form an island of the future, which will
surround however by a sea of the past. With the sea of the past I
mean the beautifully reconditioned representative buildings in
Berlin center, in addition, for example the chopping ashes market,
the Prenzlauer mountain, which reminds today of the Boheme of the
twenties. Berlin is quite attractive as a myth of the past - and the
future.
Do you already see to Berlin as European culture capital?
In Berlin and in Germany great literature, and theatres are
generally created cinema, but mostly only for Germans. Germany is a
country very much centered on itself, this has with its history to
do, with its tragic reconstruction. There are exceptions such as Wim
of wenders, whose films became "the sky over Berlin" or "Buenavista
Social club" world well-known, but otherwise gives it to no German
Umberto Eco or Gabriel Gar! cĂa Márquez.
Germany has nevertheless a still nearly fresh Nobelpreistraeger.
Yes, Guenter Grass and also Hans Magnus Enzensberger are recognized
and admired in many countries, but rather by minorities. The same
happens with the German music, with the German skirt or the jazz.
The Germans, not only in Berlin, are much world open, their culture
are great, but is in this culture, differently than also somewhat
hermetic in the anglo-saxon or romanischen cultures.
Her books, Mr. Skármeta, were translated into more than 25
languages. Her last novel, "the girl with the trombone", acts of the
time in Chile directly before the victory Allendes, but beside the
social one again and again the love is your large, actual topic.
Yes. The love is the driving strength and my substantial topic, and
the reason for it is completely simple and no secret: From my first
kurzgeschichten to my last novel the lov! e is the answer of my
figures to a situation, an experience, a feeling the fact that the
world is a tragic place that they are vulnerable and surrounds by
dangers, by death and destruction. By the love humans live together
volatilely and imagine themselves that the life makes sense and that
a little luck is possible. Therefore the love is the
hauptdarstellerin of all of my narrations and novels. The lucky
love, the unfortunate, the mixed...
Why is the main figure of this book a woman and why writes you in
first person? "the girl with the trombone" is from your generation
and it originates like that as you from a family from emigrants from
Dalmatien, so that one could think, it is its female age Ego. Is it
a special challenge for a man, to write how a woman?
Not at all. There are many novels, many narrations of male authors,
who are told by a woman. The language as way to the world is
generally accepted, and with a separation betwee! n a female and a
male language it can concern only shades. And even if the sex were
so important, my God!, man comes of Mrs., it has sister, it has
friend, who daughter, it the loving, it has has the women, about
whom he dreams and whom it never reached, it gives the women, whom
it never knew. It is surrounded by a female world, which provokes it
and to that his instinct it leads. It is thus not amazing that
someone, which lives in a world fully with love and admiration for
the woman selects a female figure as Erzaehlerin.
Is a novel for you then also an imaginary autobiography?
I am as an author into the girl with the trombone fall in love. I am
one out their clique and am always in their proximity and my
relationship with their am full affection and love, therefore it is
not at all difficult to write a female role. But it is not female
age Ego. She is a woman, like that as her is, and the author, who
gives it the voice, is someone, which! stands for it very near. No
more and not less.
"the girl with the trombone" is the second book of a Trilogie. When
will we be able to read the third book, and which you make, if you
become as a diplomat now again the poet?
I have the first version of the mentioned novel, which plays this
time in New York, already finished, and if everything runs well, the
book will appear end of 2003. To the second question I can say that
I enjoyed the three years of the diplomatic service in Berlin, but
on it already burn, again to the literature, also to the cinema and
television to return as my actual appointment. I believe the fact
that the creative character, which the president of Chile wanted to
give to my mission, while these years as a diplomat in Berlin became
clear. Now it is time to withdraw itself and I will live like in
former times in Santiago de Chile.
The discussion led Maria rosa Zapata de Polensky. !
_______________________________________________________________________________________
MSN 8 with e-mail virus protection service: 2 months FREE*