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German stging of Nabokov's _The Waltz Invention_
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From: Sandy P. Klein
To: spklein52@hotmail.com
Sent: Wednesday, May 05, 2004 8:49 PM
Subject: Werner Schroeter über seine Darmstädter Nabokov-Inszenierung ...
URL: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/kultur_rhein_main/?cnt=432282
Kultur Rhein-Main
"Ein brisantes Lachen"
Werner Schroeter über seine Darmstädter Nabokov-Inszenierung
Werner Schroeter
Werner Schroeter inszeniert Nabokovs Bombenleger-Groteske "Walzers Erfindung" in Darmstadt.
(FR)
Werner Schroeter (FR)
Frankfurter Rundschau: Wenn man sich an Ihre frühen Filme erinnert wie "Neurasia" oder "Eika Katappa" aus dem Jahr 1969, habe ich den Eindruck, da steckten immer schon Opernszenen drin. War der Film ein Umweg zum Theater oder sind Film und Theater gleichberechtigte künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten für Sie?
Werner Schroeter: Ich hatte immer eine große Curiosität für das Theater, auch für das singende Theater, aber ich habe mir überhaupt nicht vorstellen können, irgendwann Theater zu machen. Und so habe ich zunächst filmisch experimentiert. Das hat sich geändert ab 1971, als mein Film Salome im Fernsehen lief, und Ivan Nagel, damals Intendant am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, und Peter Zadek, der Intendant in Bochum wurde, und Jean-Pierre Ponelle, der berühmte Opernregisseur, mich anriefen und sagten: Du musst Theater machen, und da fing ich 1972 damit an, mit Emilia Galotti in Hamburg. Und das hier in Darmstadt ist jetzt die 58. Inszenierung.
Der Kritiker Karsten Witte hat 1991 in der "Frankfurter Rundschau" zu Ihrem Film "Malina" nach Ingeborg Bachmann geschrieben, dass bei Ihnen "keine Unterscheidung mehr herrscht zwischen erhabenen Gefühlen und dem Kitsch". Kann man das grundsätzlich über Ihre Arbeit sagen?
In jedem Fall, zumal ich keine moralischen oder wertenden Kriterien habe. Kitsch ist nur Kitsch, wenn es wirklich Kitsch ist. Kitsch gehört zu einem Kunstwerk ausdrücklich dazu, nur Strenge ist oft zu steril. Das ist auch ein sehr deutsches Phänomen, die Unterscheidung zwischen Hochkultur und Kleinkultur. Als wir Ende der sechziger Jahre angefangen haben - Werner Herzog, Rosa von Praunheim oder ich -, das war die Zeit, in der der Begriff Camp geprägt wurde. Das bedeutete ein Verständnis für die weitreichenden Ausdrucksmöglichkeiten der so genannten Trivialkultur.
Interview
Werner Schroeter, geboren 1945 in Thüringen, ist seit Ende der sechziger Jahre einer der innovativsten und eigenständigsten deutschen Film-, Schauspiel- und Opernregisseure. Mehrfach wurden seine Arbeiten ausgezeichnet, den Bundesfilmpreis erhielt Schroeter unter anderem 1991 für "Malina". Am Staatstheater Darmstadt hat er jetzt Vladimir Nabokovs Bombenleger-Groteske "Walzers Erfindung" aus dem Jahr 1938 inszeniert, die noch nie vorher auf einer deutschen Bühne zu sehen war (Premiere ist am kommenden Samstag, 8. Mai, 19.30 Uhr, weitere Aufführungen am 12., 14. und 21. Mai, Karten-Tel. 06151/ 29 38 38). Mit Werner Schroeter sprach FR-Mitarbeiter Wilhelm Roth.
Sind Sie mit dieser Position heute ein Außenseiter im deutschen Kulturbetrieb? Zum Mainstream jedenfalls gehören Sie nicht.
In der Kunst gibt es keinen Mainstream, nur in der Kommerzverwurstung gibt es ihn. Jeder, der versucht, künstlerisch zu arbeiten, muss sein eigenes Profil haben. Auch andere Theaterregisseure, die ich schätze, wie Castorf, sind ganz eigene Menschen, außerdem haben Sie bei ihm auch diese Beziehung zur Trivialkultur.
Das Stück "Walzers Erfindung" von Vladimir Nabokov ist in deutscher Sprache noch nie aufgeführt worden und auch sonst sehr selten. Es ist die Geschichte eines Mannes, Salvator Walzer, der einen Apparat erfunden hat, mit dem man auch auf weiteste Entfernungen Bomben zünden kann, die furchtbare Zerstörungen anrichten. Durch diese Erfindung wird er zum Herrscher eines Staates. Was reizt Sie an diesem Text?
Schon die Vorgeschichte des Stückes ist interessant. Nabokov hat 15 Jahre in Berlin gelebt wie viele russische Dichter - es gab nach der Oktoberrevolution eine richtige Emigrantenkolonie in Berlin. Dieses Stück, das er dann 1938 in der Emigration in Paris geschrieben hat, ist für mich eine Verdauung seiner Zeit in Deutschland, er hat ja auch noch vier Jahre bei den Nazis verbracht. Das Stück ist einerseits geschrieben mit Mitteln der russischen Komödie und der Commedia dell'arte, es geht mit seinem Thema frivol um, das dadurch aber nichts an seiner Tiefe einbüßt. Es präsentiert die Erfindung der Atombombe, die es noch gar nicht gab, auch nicht als Gedanke.
Die Groteske beginnt ja bereits mit den Namen. Walzer ist schon seltsam für einen Bombenleger, und die Generäle des fiktiven Staates heißen Bumps, Humps, Klumps, Rumps, Stumps und so weiter, und sie spielen unter diesen Namen auch noch andere Rollen. Das ist ein Operettenstaat. Wie schafft man es, auf der Bühne hinter dieser scheinbaren Harmlosigkeit den Ernst, die Bösartigkeit der Geschichte zu zeigen?
Das schafft man hier dank eines sehr guten Ensembles. Es ist die Frage, wie jeder Schauspieler das gewichten kann, die Komik nicht zu verleugnen und nach der Tiefe suchen. Und man muss wahnsinnig lachen, wenn man das sieht, wenn man nicht dumm ist. Aber es ist ein brisantes Lachen, das Stück ist von einer unglaublichen Hellsichtigkeit. Und zum Namen Walzer: Die Literaturwissenschaft hat kürzlich herausgefunden, dass es schon eine Erzählung Lolita von einem Heinz von Lichberg gab, bevor Nabokov seinen Roman schrieb, der aber kein Plagiat ist, sondern einschneidende Verschiebungen aufweist, und in dieser Erzählung kamen zwei Brüder Walzer vor, da hatte Nabokov das her. Lichberg wurde später Redakteur beim Völkischen Beobachter.
Es gibt inzwischen so viele Texte, Stücke, Filme über Hitler und das "Dritte Reich", darunter auch Satiren und Grotesken, zum Beispiel von Mel Brooks, dass ich doch nochmal fragen will: Kann man Nabokovs Stück so inszenieren, dass es gefährlich wirkt?
Kann man. Man muss sehr auf die Punkte achten, aus denen diese Gefährlichkeit herauszuziehen ist. Dass man die komödiantischen Elemente, die ja, wie bei Shakespeare, nie die Gefährlichkeit der Situation verdecken, nach vorne ziehen kann, das ist schon möglich. Das versuchen wir jedenfalls.
Wird es Musik geben?
Wenig, aber bewusst eingesetzt. Von Johann Strauß, dem Walzerkönig. Der Walzer, eine schwebende abstrakte Leichtigkeit. Ein bisschen Gounod, nicht viel. Und Caterina Valente.
Eine ganze Reihe von Personen in "Walzers Erfindung" changieren zwischen den Geschlechtern...
. . . wie im wirklichen Leben auch. Ich möchte dauernd aus der Haut fahren, wie der Autor auch. Es ist ja fürchterlich, jeden Tag als derselbe Idiot aufzuwachen. Und im Theater ist das möglich, aus dem Schmetterling wird eine Schnecke. Das ist ja die Freude am Spiel, dass man nicht immer derselbe ist.
[ document info ]
Frankfurter Rundschau online 2004
Dokument erstellt am 05.05.2004 um 17:16:01 Uhr
Erscheinungsdatum 06.05.2004
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Machine Translation:
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/kultur_rhein_main/?cnt=432282
"an explosive laughter"
Werner Schroeter over its Darmstaedter Nabokov production
Werner Schroeter (FR)
Frankfurt round rundschau: If one remembers your early films like "Neurasia" or "Eika Katappa" from the year 1969, I have the impression, there put always already opera scenes in it. Was the film a detour to the theatre or is film and theatre equal artistic expression possibilities for you?
Werner Schroeter: I had always a large Curiositaet for the theatre, also for the singing theatre, but I had not been able myself to present at all to make sometime theatres. And in such a way I experimented first cinematic. That has itself changed starting from 1971, when my film Salome ran in the television, and Ivan nail, at that time director in the German schauspielhaus in Hamburg, and Peter Zadek, the director in Bochum became, and Jean Pierre Ponelle, which called and said famous opera director, me: You must make theatres, and there I began 1972 thereby, with Emilia Galotti in Hamburg. And here in Darmstadt is now the 58. Production.
The critic Karsten Witte has 1991 in the "Frankfurt round rundschau" to its film "Malina" after Inge-borrows brook man written that with you "no more distinction prevails between raised feelings and the Kitsch". Can one say in principle about your work?
In each case, particularly since I do not have moral or rating criteria. Kitsch is Kitsch only if it is really Kitsch. Kitsch belonged to a work of art expressly to it, only severity is often too sterile. That is also a very German phenomenon, the distinction between advanced culture and small culture. When we began end of the sixties - Werner duke, rosa one of Praunheim or I -, which were the time, in which the term Camp was coined/shaped. The meant an understanding for the extensive expression possibilities of the trivial culture in such a way specified.
Interview
Werner Schroeter, born 1945 in Thuringia, is since end of the sixties of one the innovativsten and most independent German film -, play and opera directors. Its work was distinguished several times, the Federal film award received to Schroeter among other things 1991 for "Malina". At the national theatre Darmstadt he produced now Vladimir Nabokovs bomb-casual-grotesque "Walzers invention" from the year 1938 not to see those before ever on a German stage was (premiere is on coming Saturday, 8 May, 19,30 o'clock, further performances on 12., 14 and 21 May, map Karten-Tel. 06151/ 29 38 38). With Werner Schroeter spoke FR coworker William Roth.
Are you with this position today an outsider in the German culture enterprise? To the Mainstream you do not belong anyhow.
In the art there is no Mainstream, only in the Kommerzverwurstung gives it it. Everyone, which tries, to work artistically must be own profile to have. Also different theatre directors, whom I estimate, like Castorf, are completely own humans, in addition you have this relationship with the trivial culture with it also.
The piece of "Walzers invention" of Vladimir Nabokov was not ever specified in German language and also otherwise very rarely. It is the history of a man, Salvator Walzer, which invented an apparatus, with which one also on furthest distances bombs ignite can, which arrange terrible destruction. By this invention it becomes the ruler of a state. What provokes you at this text?
The prehistory of the piece is interesting already. Nabokov lived 15 years in Berlin like many Russian poets - there was a correct emigrant colony in Berlin after the October Revolution. This piece, which it wrote then to 1938 in the emigration in Paris, is for me a digesting of its time in Germany, it also still four years with the Nazis spent. The piece is on the one hand written with means of the Russian comedy and the COMM dia. dell'arte, it deals with its topic frivol, which loses by it however nothing at its depth. It presents the invention of the atom bomb, which did not give it yet at all, also not as thought.
The grotesque one begins already with the names. Walzer is already strangely bomb casual for one, and the generals of the fictitious state are called Bumps, Humps, Klumps, Rumps, Stumps and so on, and they play different roles under this names also still. That is a Operettenstaat. How does one create it to show on the stage behind these apparent Harmlosigkeit Ernst, the maliciousness of history?
One creates that here owing to a very good ensemble. It is the question, how each actor can weights, which do not look for Komik to deny and for the depth. And one must laugh mad, if one sees, if one is not stupid. But it is an explosive laughter, the piece is from an unbelievable Hellsichtigkeit. And to the name Walzer: The literature science found out recently the fact that there was already a narration Lolita of a Heinz von Lichberg, before Nabokov wrote its novel, which is however no plagiarism, but exhibits drastic shifts, and in this narration seemed two brothers to Walzer, there got from Nabokov that. Lichberg became a late editor with the Voelki observer.
There are in the meantime so many texts, pieces, films over Hitler and the "third realm", among them also satires and grotesque ones, for example of Mel Brooks that I want to nevertheless again ask: Can one produce Nabokovs piece in such a way that it works dangerously?
One can. One must pay attention much to the points, out of which this danger is to be pulled. That one can draw the komoediantischen elements, which cover, as with Shakespeare, never the danger of the situation forward, that is already possible. We try anyhow.
Will it give music?
Little, but consciously assigned. Of Johann bunch, the Walzerkoenig. The Walzer, a floating abstract ease. A little Gounod, not much. And Caterina Valente.
A whole set of persons in "Walzers invention" flare between the sexes...
. . . as also in the real life. I would like to drive continuously from the skin, like the author also. It is dreadful to wake up each day as the same idiot. And in the theatre that is possible, from the butterfly becomes a snail. That is the joy at the play that one is not always the same.